Fünf Zentimeter. So lang ist die Narbe auf ihrem Hinterkopf. „Wollt ihr mal gucken?“, fragte sie uns bei der #Zaunzeit. Unsere Stamm-Besucherin, von der wir hier vor einer Woche berichteten. „Ich trag da jetzt eine Erinnerung“, erklärte sie, während sie ihre Haare zurückstrich. „Eine Erinnerung, die bleibt.“
Erinnerung an zu viel #Alkohol, an einen „krassen Schubs“ von jemanden, einen „krassen Sturz“ – und einen noch krasseren Aufprall. Erinnerung daran, trotz Verletzung und Corona-Infektion am Hauptbahnhof aus der Quarantäne „entlassen“ worden zu sein, verlassen, alleingelassen. Wie Passanten achtlos an ihr vorbeigingen, wie Leute in ihren persönlichen Sachen wühlten, wie schließlich, endlich ein Krankenwagen kam. Die Erinnerung setzt erst später wieder ein. Im #Krankenhaus, auf der Intensivstation.
Erinnerung an Schmerzen, nicht nur am Kopf: „In der #Seele tat es viel mehr weh. Und tut es immer noch.“
„Aber entlassen wohin?“, fragte sie und schaute sich zweifelnd um, verzweifelt. Im Krankenhaus sei es gut gewesen: „Kein Alkohol, nix.“ Aber sobald sie sich etwas erholt hatte, ging es zurück in Quarantäne – und von dort wieder auf die #Straße.
Anfangs mit dem großen Vorsatz „niiieeee wieder“ einen Tropfen anzurühren. Sogar bereit, eine #Therapie zu machen. Aber dann ist man allein, es ist kalt, nichts und niemand wärmt, vor allem nicht von drinnen. Also geht man dahin zurück, wo man eigentlich nicht mehr hinwollte, zur Clique am #Hauptbahnhof, zu den anderen zweifelnd Verzweifelten. Da kreist auch schon die Flasche Wodka, „trink, trink“, „nein“, „los, trink“, „okay“, endlich Wärme, danke, weiter so.
Ein elendiger #Kreislauf, in dem so viele unserer Gäste feststecken. Wie leicht lässt sich doch sagen: „Es liegt allein an dir. Du musst es nur wollen, dann schaffst du es auch.“
Kleine Schritte Vorwärts – oder auf #Wunsch auch rückwärts. „Denn eigentlich“, so unsere Stamm-Besucherin, „möchte ich einfach nur Normalität. Normalität, wie ich sie früher mal hatte.“
Also zurück in die #Zukunft. Für eine neue Erinnerung, die bleibt. Eine Erinnerung ohne Narben.
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